„Erfolge sind mir einfach völlig fremd“

Warum Ex-Skiass Felix Neureuther immer gut gelaunt ist, was ihn fuchsteufelswild macht und weshalb Österreichs Lieblings-Deutscher ein Kinderbuch über Ernährung schrieb, verriet er vor der morgigen „Krone“-Sport Gala in Linz

Verraten Sie mir doch bitte gleich einmal zu Beginn, ob Sie jeden Tag einen Gute-Laune-Tee in der Früh trinken?
Nicht direkt, aber ich denke immer positiv. Sicher geht es mir auch ab und zu schlecht, aber es gibt auf der Welt viele, denen es schlechter geht. Das sollte man sich immer vor Augen halten, dabei relativiert sich viel.
Okay, aber was könnte Sie denn wirklich aufregen?
Vor allem, wenn es um Ungerechtigkeit und Respektlosigkeit geht, das war schon als Kind bei mir so. Auch im Umgang mit mir.
Mit Ihnen selber – wie meinen Sie das jetzt genau?
Es war für mich nicht immer so einfach, lange nur auf meine Eltern projiziert zu werden. Mich hat immer dieser Spruch, „das ist nur, weil er der Sohn von ist“, fuchsteufelswild gemacht.
Hat sich wann geändert?
Mit meinem ersten Sieg, ausgerechnet in Kitzbühel.
Die Ski-Karriere ist ja seit heuer vorbei, jetzt haben Sie ein Buch mit Ihrer Ehefrau geschrieben, da geht es um gesunden Ernährung für Kinder.
Ich bin, glaube ich, nicht der typische Leistungssportler. Ich habe schon immer versucht, das Beste daraus zu machen, aber die allerletzte Konsequenz, wo es auch um gesunde Ernährung geht, einen Ausflug mit den Jungs zu machen, der letzte Schritt hat mir aber gefehlt.
Bereuen Sie das?
Nein, überhaupt nicht. Dafür habe ich auch Dinge erlebt, von denen ich noch in 30 Jahren erzählen werde.
Waren für Sie der Spaß und die Freude am Tun wichtiger?
Auf jeden Fall. Jetzt nur nicht falsch verstehen, ich war schon Profi, aber eben nicht verbissen bis zur allerletzten Konsequenz. Mir sind auch meine Erfolge völlig fremd, ich kenne etwa meine Stockerlplätze nicht. Die Pokale stehen bei uns zu Hause auch einfach irgendwo im Keller herum. Wobei, die meisten habe ich aber ohnehin hergegeben.
Das ist aber sehr untypisch.
Ich brauch’ nichts zum Angreifen und Anschauen, um zu sehen, dass ich Tolles erreicht habe. Wenn ein Rennen gut gelaufen ist, habe ich mich gefreut, am nächsten Tag ging es wieder weiter. Alle wichtigen Erinnerungen und Erlebnisse sind im Kopf gespeichert.
Zurück zum Buch „Ixi, Mimi und das Zaubermüsli“, wie kam es eigentlich dazu?
Das ist das dritte Buch aus der Reihe. Die Ideen stammen von meiner Frau und mir, dadurch, dass wir ja selber eine Tochter haben, sehen wir ja, wie viel Zucker in diesen ganz normalen Müsli drinnen ist. Das ist erschreckend. Kinder sollen gesund groß werden und dazu gehört Bewegung und gesunde Ernährung. Wir wollen früh genug Werte vermitteln.
So weit ich weiß, greifen Sie mittlerweile weniger zur geliebten Leberkässemmel?
Das stimmt, aber gut ist so eine Semmel schon (lacht).
Kochen Sie auch selbst?
Ich würde gerne, aber ich kann es nicht. Einmal hab’ ich’s probiert, danach hat es in der Küche furchtbar ausgesehen – meine Frau meinte, ich soll für die Unterhaltung der Tochter sorgen.
Nächstes Jahr kehren Sie als ARD-Experte mit dem Ski-Weltcup zurück nach Hinterstoder. Ihre Erinnerungen?
Brutal schwer, sehr, sehr kräftezehrend, aber ein verdammt cooler Hang.
Hört man Ihnen so zu, dann wäre wohl ein Job am Schreibtisch sicher nichts für Sie …
Ich bewundere jeden, der den ganzen Tag im Büro oder am Fließband arbeitet, das sind wahre Helden des Alltags für mich. Ich hatte und habe einen privilegierten Beruf, dafür bin ich sehr dankbar.
Sie haben von Ihren Eltern Skifahren gelernt, werden Sie Ihre Tochter unterrichten?
Ja, sie ist jetzt zwei Jahre, und redet nur davon – alles was mit Berge und weiß zu tun hat, kommentiert sie mit Papa Skifahren. Da könnte auch ein Holländer runterfahren, sagt sie dasselbe.
Können Sie den Spruch „Österreichs Lieblings-Deutscher“ noch hören?
Das freut mich, wenn es so sein sollte. Aber ich hatte immer eine riesige Freude, in Österreich Ski zu fahren, weil der Rennsport hier so einen hohen Stellenwert hat. Für mich war das immer wie ein Zuhause. Außerdem kann man bei euch anders sein, ihr habt einen anderen Schmäh – einfach sehr cool.