„Das Leben ist der größte Heiler“

Mit 13 hörte sie auf, den Tod zu fürchten – mit 26 erfüllte sie sich mit Olympia-Gold ihren Kindheitstraum: Julia Dujmovits! Auf die man sich am 24. November bei der „Krone“-Sport Gala in Linz freuen darf …

Mit sieben sagte sie: „Ich will Olympia-Siegerin werden.“ Mit elf trainierte sie, das Snowboard-Talent, dafür selbst im Sommer wöchentlich 20 Stunden. Mit 13 stand sie eine Woche tagtäglich vorm Sarg eines anderen Freundes und wollte sich nie mehr ein Brett anschnallen. Mit 26 eroberte sie Olympia-Gold. Heute gesteht sie auch: „Mit diesem Triumph habe ich meinen Traum verloren … “
Julia Dujmovits.
Was für eine Karriere. Was für ein Star-Gast für die „Krone“-Sport Gala am 24. November in Linz. Was für eine faszinierende, tiefgründige Persönlichkeit. Eine Flachländerin, die neben den Bergen ihr Schicksal besiegte. Sich als „stures Mädl“ bezeichnet. Das immer ihren eigenen Weg gesucht hat. Nie Olympia-Silber im Kopf hatte – immer nur Gold, Gold, Gold. Seit ihrem Blitz-Karriereende im Frühjahr mit 31 Ex-Profi ist. Studentin. Speaker. Yoga-Lehrerin. Über ihre weiteren Ziele aber nicht sprechen will, da auch die so hochgesteckt sind, dass ihr die, wie sie sagt, „selbst Angst machen“.
Obwohl sie seit dem 11. November 2000 nicht einmal den Tod fürchtet. Seit diesem grausamen Samstag, an dem sie und ihr Bruder sich am Kitzsteinhorn bei der Gletscherbahn angestellt hatten. Wie beim Training unzählige Male davor. Dann aber, warum auch immer, entschieden: Wir nehmen die Gondel! Die sie für eine Bergfahrt nie zuvor benützt hatten. Während ihre acht Team-Kollegen in die Bahn stiegen. Die im Tunnel aufgrund eines technischen Defekts in Flammen aufging, für 155 Menschen zur Todesfalle wurde. „Es war der Tag, an dem ich erstmals das Leben in Frage gestellt habe“, sagt sie. Und der, nach dem sie nie, nie, nie mehr Snowboarden wollte: „Weil mir das zu viel genommen hatte!“
Doch …
„Das Leben an sich ist der größte Heiler. Lässt man es zu, wird der Körper immer versuchen, sich zu heilen“, weiß Dujmovits heute. Die damals keine fremde Hilfe in Anspruch genommen hat, nur tat, was „mir mein Sturschädl sagte“. Nachsatz: „Sonst wäre ich daran zerbrochen!“ Dennoch dauerte es Jahre bis zum „befreienden Moment, an dem ich auch an einem 11. November wieder glücklich war“.
Auf den 2013 das erste Saisonrennen fiel. „Ich verhaute es, war fertig – dachte, wenn eine Olympia-Saison an diesem Tag so anfängt . . .“ Und weiter: „Danach konnte ich aber alles erstmals auch als Kraftquelle sehen. Dass mich all das zu dem Menschen geformt hat, der ich bin. Dass ich, auch wenn das schlimm klingt, an allem nichts ändern möchte. Weil ich es nicht könnte. Das hatte ich vor Sotschi erstmals gesehen!“ Wo sich am 22. Februar 2014 mit Gold im Parallelslalom ihr Kindheitstraum erfüllte.
Gänsehaut!
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Leben nicht gut ist“, sagt sie nachdenklich: „Wir können nur so vieles nicht verstehen.“