„Gorbatschow am Tisch wäre toll“
Im Sommer ging er nach 42 Jahren beim ÖSV als erfolgreichster Sportdirektor aller Zeiten in Pension, gestern bekam er das Goldene Ehrenzeichen des Landes, am 23. November ist Hans Pum ein Star der „Krone“-Sport Gala.
Herr Pum, wären wir in der Lage, Ihren Wunsch zu erfüllen: Welche berühmte Persönlichkeit hätten Sie bei der „Krone“-Sport Gala am 23. November in Linz eigentlich gerne als Tischnachbar?
Da muss ich nachdenken. Ich durfte ja bereits die letzten drei Päpste kennenlernen. Puh, schwierig! Aber neben meiner Frau hätte ich gerne Michael Gorbatschow am Tisch – das wäre toll.
Warum?
Weil er für die Wiedervereinigung Europas und damit für den Frieden so extrem viel geleistet hat.
Sie haben auch Ihre Frau erwähnt? Wie ist es für sie, dass ihr Mann nach 40 Jahren plötzlich daheim ist?
Ich bemühe mich, dass die Umstellung nicht zu abrupt erfolgt, bin noch nicht ganz so viel daheim. Aber früher war ich ja immer sogar 220 bis 230 Tage im Jahr weg.
Wie hält das eine Beziehung über 30 Jahre aus?
Indem man sich versteht – das ist das Wichtigste. Dazu Freiraum, Rückhalt und Verständnis für den Beruf zu haben. Für meine Frau und Kinder war das aber natürlich teils sehr schwierig.
Geht Ihnen heute als Neo-Pensionist etwas von Ihrem früheren Leben ab?
Nein, das ist das Schöne. Jetzt hab ich Zeit für die Familie, für mich und im Skiverband läuft auch alles.
Apropos: Was haben für Sie die vom ÖSV in Ihrer Ära eroberten 38 Olympia- sowie 62 WM-Medaillen und Weltcup-Kugeln heute für einen Stellenwert?
Das waren schöne Erlebnisse, Momente! Der Super-G-Neunfachtriumph am Patscherkofel 1998. Der Hermann (Anm. d. Red. Maier gewann 1998 Olympia-Gold) in Nagano. Der Steff (Anm. Stefan Eberharter gewann 2002 Olympia-Gold) in Salt Lake oder der Marcel (Anm. Hirscher wurde 2013 Weltmeister) in Schladming. Es war der letzte Lauf und wir hatten noch kein Gold.
Wie sehr spürte man in solchen Situationen auch als ÖSV-Sportdirektor Druck?
Sehr! Ich spürte den in Magen und Kopf, obwohl es mir kaum anzusehen war. Trotzdem …
… was trotzdem?
Für mich waren nicht Einzelmomente, sondern Perioden entscheidend. Mein erster ÖSV-Vertrag, die Arbeit als Co-Trainer und der Aufstieg zum Alpinchef. Dazu war für mich immer wichtig, dass es auch innerhalb im Team gestimmt hat.
Trotz aller Erfolge und Glücksmomente: Es gab auch Tragödien, wie den Todessturz von Gernot Reinstadler 1991.
Das war das Schlimmste! Ich war in Wengen damals sofort an der Stelle. Hatte den Buam in der Hand, hab’ in seine Augen gesehen, musste später seine Eltern anrufen. Solche Augenblicke vergisst du nie. Passiert irgendwo etwas Tragisches, fällt mir immer noch das ein.
Hatten Sie damals überlegt, aufzuhören?
Ich habe viel überlegt. Denn kaum hatten sie den Schnee mit dem ganzen Blut weggeschaufelt, ging das Training weiter.
Aber … ?
Wenn alle am Boden sind, darfst du nicht nachgeben. Du musst die anderen unterstützen, sie brauchen dich.
Gab’s eigentlich einst ein Schlüsselerlebnis, das Sie zum Skisport stoßen ließ?
Nein, ich hab ja alles gemacht: Fußball, im Tennis war ich einer der ersten mit einer Ballwurfmaschine. Ich spielte auch Tischtennis, war beim Turnverein in Freistadt – aber Skifahren hatte immer eine besondere Faszination für mich.
Sehen Sie eigentlich den Klimawandel als Gefahr für Ihren geliebten Sport?
Bis auf Gebieten in niedrigen Regionen nicht. Die Schneegrenze wird zwar steigen, dafür wird die Technik für die Beschneiungen der Pisten besser. Auch das Snowfarming, wo man sich den Schnee aus dem Vorjahr aufhebt, wird immer mehr. Weil Wintersport ein ganz wichtiger Wirtschaftszweig für Österreich ist. Das muss man nutzen.
Egal, worum es sich dreht: Man merkt, Sie leben und fiebern mit allem, was mit Skisport zusammenhängt mit.
So wird es auch bleiben!